Literae annuae Bohosudov

Bohosudov/Mariaschein
– Jesuitenresidenz des Komotauer Kollegs mit der Schmerzhafter Mutter Gottes-Kirche

(Residentia Crupnensis, Residentia Grupnensis, Residentia Mariascheinensis)

Die Anfänge der Jesuitenresidenz in Mariaschein reichen bis zum Jahre 1587, als Georg Popel von Lobkowicz den Jesuiten des Klementinum-Kollegs eine kleine Kapelle übergab, welche über dem angeblichen Grab der von Hussiten nach der Schlacht bei Aussig/Ústí n. L. 1426 hingerichteten Kreuzritter stand. Nach der Gründung des Kollegs in Komotau im Jahre 1590 überging die geistliche Verwaltung dieser Kapelle auf die dortige Kommunität, welche den Bau des Mariascheiner Wallfahrtsorts als deutsche Paralelle zum tschechischen Wallfahrtsort Svatá Hora/Heiliger Berg bei Příbram unterstützte.

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Die Jesuiten erneuerten zuerst die Kapelle als wahrscheinlich gemauerten Bau. Die wächsende Beliebtheit des Orts verursachte 1650 auch den Bau eines provisorischen Überdachs für Priester. Erst das Testament, welches Anna Maria, Witwe des Obersts Bleyleben und Besitzerin der Herrschaft Soběchleby, hinterließ, ermöglichte den Jesuiten 1667 mit dem Aufbau ihrer Residenz zu beginnen. Das Gebäude wurde 1677 fertig und die Jesuiten konnten es bewohnen. Vom 1670 wurden gleichzeitig auch Kreuzgänge um die zentrale Schmerzensmutter-Kapelle herum mit der symbolischen Zahl von sieben Kapellen erbaut, die sieben Schmerzen Marias symbolisierten. Der ganze Wallfahrtskomplex wurde erst um 1722 entgültig beendet.

Das Seminar wurde 1679 eröffnet und um einige Jahre später wurde sogar das niedrigere Gymnasium errichtet. Bei der Wallfahrtsresidenz wirkte die Religionsbrüderschaft des am Kreuz sterbenden Christus und der Schmerzensmutter (Coetus Christi in Cruce Agonizantis et Matris Dolorosae), die am Ende des 17. Jahrhunderts entstand. Ihr Ablassprivileg erließ der Papst Innozenz XII. am 16. Mai 1695.

Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) wurden zwei Diözespriester ins Areal eingesetzt. Das neue Kapitel des Wirkens der Jesuiten in Österreich begann nach der Erneuerung des Ordens im Jahre 1814. In Mariaschein kehrten sie jedoch erst 1853 zurück. Sie wirkten hier bis zum Jahre 1950, als das kommunistische Regime alle Kirchenordenklöster zwanghaft aufhob. Danach wurde Mariaschein für eine kurze Zeit zum Internierungslager für manche Ordensbrüder. Zum drittenmal kehrten die Jesuiten in Mariaschein erst nach 1989 zurück.

Jahresberichte und Auszüge aus Jahresberichten

Výroční zprávy bohosudovské residence bývaly stejně jako v jiných řádových domech sespisovány na samém začátku následujícího roku. Původně jejich text nebo alespoň jeho finální podoba vznikla v chomutovské koleji, ale minimálně od 70. letech 17. století je vytvářeli otcové přímo v residencie, jak o tom svědčí mj. odlišnost písařských rukou zpráv za kolej a residenci. Čistopis zpráv byl vyhotoven v několika exemplářích. Zprvu zřejmě jen ve dvou a nejpozději od roku 1663 ve čtyřech či pěti exemplářích, z nich tři byly poslány do Prahy, kde byly svázány a buď dopraveny na generalát, nebo podle pevného plánu posílány mezi domy provincie.

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Die Jahresberichte der Mariascheiner Residenz wurden – ähnlich wie in anderen Ordenshäusern – erst am gleichen Anfang des folgenden Jahres niedergeschrieben. Ihr Text oder mindestens seine Endversion entstanden ursprünglich im Komotauer Koleg, aber mindestens seit den 70er Jahren des 17. Jahrhunderts schufen patres die Jahresberichte direkt in der Residenz, wie es u.a. unterschiedliche Handschriften der Schreiber der Berichte über den Kolleg und die Residenz bezeugen. Die Reinschrift der Berichte wurde in einigen Exemplaren ausgefertigt. Zuerst ging es offensichtlich um zwei Exemplare und spätestens 1663 um vier oder fünf Exemplare, von denen drei nach Prag gesandt wurden. Dort wurden sie eingebunden und entweder ans Generalat zugestellt oder nach einem festen Plan in die Provinzhäuser versandt. Die nach Rom abgesandten Exemplare wurden im Archiv des Generalats deponiert. Heute befinden sie sich in ARSI (mit R bezeichnete Handschriften). Ein der durch die Provinz umlaufenden Konvolute endete im Provinzarchiv in Prag (mit P bezeichnete Handschriften), das zweite wurde im Archiv des Noviziats in Brünn (mit B bezeichnete Handschriften) festgestellt. Diese Reihen sind etwas zerstreut und die Bände sind heute in der Nationalbiblithek in Prag, in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und in der Wissenschaftlichen Bibliothek in Olmütz zu finden.

Außer dieser Konvolutreihe ist es möglich, alle Jahresberichte der Residenz (manchmal auch in einigen Abschriften oder Versionen) auszusuchen. Es gab ganz sicher auch die vollständige Reihe der litterae annuae im Archiv der Residenz in Mariaschein (mit D bezeichnete Handschriften) und wahrscheinlich auch im Archiv des Kollegs in Komotau. Das unterstützt die Annahme, dass üblich auch die fünfte Abschrift existierte. .

Ein Torso einer Kollektion der Jahresberichte (litterae annuae) wird heute im Staatsbezirksarchiv in Leitmeritz (Státní oblastní archiv v Litoměřicích, Fond Jezuité Bohosudov/ Velkostatek Soběchleby, Spisy–Historica, kart. 3, inv. č. 80, bzw. kart. 5, inv. č. 61) aufbewahrt. Es enthält – wie es auch in anderen Häusern üblich war – auch Auszüge der Berichte, die als epitome, compendia, bzw. supplementa historiae beschriftet sind. Diese Handschriften sind mit E bezeichnet.

Die Jahresberichte blieben für die Jahre 1669, 1671–1675, 1677, 1680–1706, 1708, 1720, 1734, 1737 erhalten, die Auszüge beziehen sich zu den Jahren 1691, 1693, 1694, 1700–1704, 1714–1716 und 1730–1733. Außer der Texte, welche mit den Konvolutversionen identisch sind, enthält die Kollektion auch Konzepte (z. B. zu den Jahren 1686 und 1720), überflüssige Multiplikate der Texte (z.B. für das Jahr 1697) oder ihre nicht vollständigen Torsos (z.B. fürs Jahr 1690) sowie weitere sonst unbekannte Texte zum Anfang der 90er Jahre, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem Schaffen einer Übersicht der Residenzgeschichte oder mit anderen Schriften über den Wallfahrtsort entstanden, welche die hiesigen Jesuiten verwalteten.

Überblicks über die erhaltenen Handschriften

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